Die Bauarbeiten im Scheibengipfeltunnel schreiten weiterhin erfolgreich voran. Die Redaktion des Reutlinger General-Anzeigers begleiten den Baufortschritt und somit entstand ein interessanter Bericht von Jürgen Kempf über die aktuellen Vortriebsarbeiten.
Im Folgenden finden Sie eine aktuelle ausführliche Bilddokumentation.
Quelle: ©Reutlinger General-Anzeiger,06.08.2013
Scheibengipfeltunnel – Bergmännische Arbeiten sind im Plan. Im Süden laufen die Rohbauarbeiten auf Hochtouren
Scheibengipfeltunnel: Durchbruch im Frühjahr
Von Jürgen Kempf
REUTLINGEN. Kürzlich erst hat die Tunnelpatin, die Reutlinger Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, mit den Mineuren intern das »Bergfest« gefeiert – die Hälfte der rund 1 630 Meter Scheibengipfeltunnel, die in bergmännischer Weise entstehen, waren geschafft. Mittlerweile haben sich die Bergleute 931 Meter beim Haupttunnel und 865 Meter beim Rettungstunnel vorgegraben. Nur noch 45 Meter ist man mittlerweile von der Bebauung am Südhang der Achalm entfernt. Im Frühjahr 2014 soll es den Durchbruch geben.
»Wir sind insgesamt gut im Zeitplan«, sagte Bauleiter Norbert Heinzelmann vom Regierungspräsidium Tübingen gestern. Das Gebirge sei aber härter und standfester, als man es erwartet habe. Mit Bohren und Fräsen sei es nicht getan, um vorwärtszukommen, muss weiterhin gesprengt werden. »Und das hört man natürlich«, meint Heinzelmann.
Bald unter dem Schönen Weg
Kommende Woche werden die Mineure die Grenze der Bebauung am Schönen Weg erreichen. Nachdem es im Norden ruhiger geworden ist und seit Monaten keine Klagen eingegangen sind, wird es dann für die Bewohner zwischen Schönem Weg und Gumpperweg in den nächsten Monaten etwas unruhiger werden. Auch wenn dann noch gut 40 Meter Gestein zwischen den Fundamenten der Häuser und dem Tunnel liegen, sollen ab Mittwoch nachts die Sprengungen eingestellt werden. Konkret bedeutet dies, dass um 22 Uhr noch einmal die rund 80 Kilo Sprengstoff gezündet werden.
Erst um sechs Uhr am nächsten Tag soll es mit den Explosionen weiter gehen. Damit komme man zwar langsamer voran, meint Heinzelmann, trotzdem ist er guter Hoffnung, dass der Durchbruch im Süden samt dem Anschluss an den dortigen Tunnelteil im Frühjahr 2014 geschafft werden kann.
Offene Bauweise
Während es also bei den Mineuren planmäßig vorangeht, wird im Süden weiter heftig betoniert. Dort entstehen auf einer Länge von 240 Metern die beiden Tunnelröhren in offener Bauweise. Die dicke Betonsohle für den Haupttunnel ist mithilfe eines Schalgerüsts mittlerweile zu mehr als 50 Prozent fertiggestellt. Und auch die ersten sechs Gewölbeabschnitte sind bis in Höhe der Behelfsbrücke über den Einschnitt betoniert. Das künftige Tunnelportal ist damit bereits sichtbar. Der Hagelschlag vom 28. Juli hat die Arbeiten kurz verzögert. Schlamm, Äste und Blätter hatten sich in den freiliegenden Stahlarmierungen verfangen, die davon erst einmal befreit werden mussten.
Begonnen haben auch die Rohbauarbeiten am Betriebs- und Ventilatorengebäude kurz vor dem Tunnelportal im Süden. Das Untergeschoss, das fertig betoniert ist, enthält künftig die gesamte Steuer- und Elektrotechnik für den Tunnelbetrieb und die Notstromaggregate. Darüber liegt der Abluftkanal mit den Ventilatoren, die im Brandfall die heißen Gase aus dem Tunnel saugen und schließlich über Filter und einen sechs Meter hohen Kamin in die Luft blasen. Das Gebäude ist 40 Meter lang, 18 Meter breit und elf Meter hoch. Außer dem Kamin wird später nichts mehr von ihm zu sehen sein.
Ähnliches gilt für das Pumpwerk bei der Firma Schradin. Die beiden Untergeschosse des Gebäudes stecken künftig bis zu zehn Meter tief in der Erde. Nur das Erdgeschoss mit der Regeltechnik wird von außen zu sehen sein. Die Rohbauarbeiten haben begonnen, die beiden walzenförmigen Regenüberlaufbecken sind fertiggestellt und werden demnächst in der Erde versenkt. (GEA)